schliessen

Wie digital ist die Schulbuchaktion?

Titelbild SBA Magazin

Jedes Jahr im Frühjahr bestellen die Schulen über die Schulbuchaktion rund 8,8 Millionen kostenlose Schulbücher für ihre Schüler*innen. Warum ist die Schulbuchaktion so wichtig? Wie viele Bücher gehen sich pro Schüler*in aus? Welche Rolle spielen digitale Lehrwerke und was muss passieren, um die Potenziale der Digitalisierung ganz ausschöpfen zu können?

Von 13. März bis 21. April 2023 können Schulen über die Schulbuchaktion kostenlose Unterrichtsmaterialien für das Schuljahr 2023/24 bestellen. Diese Entscheidung für Unterrichtsmaterialien ist wichtiger als viele denken. „In der Klasse ist das Schulbuch fast wichtiger als der Lehrplan. Unsere Schulbücher übersetzen schließlich die Lehrpläne konkret in den Unterrichtskontext und beeinflussen so maßgeblich, was Schüler*innen lernen“, erklärt öbv-Geschäftsführer Maximilian Schulyok.

Jährlich werden an rund 1,2 Millionen Schüler*innen in Österreich kostenlose Schulbücher verteilt. „Dass junge Menschen über die Schulbuchaktion kostenlose Schulbücher erhalten, ist ganz wesentlich für Bildungsgerechtigkeit. Der Zugang zu Bildungsangeboten darf nicht vom finanziellen Hintergrund der Familie abhängig sein. Alle Kinder müssen mit qualitativ hochwertigen Materialien lernen können, egal ob ihre Eltern viel oder wenig Geld haben, welchen Bildungshintergrund diese haben und welchen Stellenwert sie Bildung zumessen“, betont Maximilian Schulyok.

Zahlen zur Schulbuchaktion

Die Schulen wählen aus rund 8.000 Werken aus und bestellen österreichweit jährlich rund 8,8 Millionen Schulbücher für rund 1,2 Millionen Schüler*innen an 6.000 Schulen. Im Schuljahr 2021/22 betrug das Gesamtbudget dabei 120,3 Millionen Euro. Die Bestellungen aus dem Schuljahr 2022/23, das aufgrund der laufenden Möglichkeit für Nachbestellungen noch nicht vollständig abgeschlossenen ist, teilen sich nach Schätzung des öbv folgendermaßen auf die Bundesländer auf:

  • Burgenland: 246.000 Stück, 3 Mio. €
  • Kärnten: 488.000 Stück, 6,1 Mio. €
  • Niederösterreich: 1,48 Mio. Stück, 18,5 Mio. €
  • Oberösterreich: 1,40 Mio. Stück, 17,5 Mio. €
  • Salzburg: 531.000 Stück, 6,6 Mio. €
  • Steiermark: 1,02 Mio. Stück, 12,8 Mio. €
  • Tirol: 686.000 Stück, 8,6 Mio. €
  • Vorarlberg: 403.000 Stück, 5,1 Mio. €
  • Wien: 1,84 Mio. Stück, 23,1 Mio. €

Wie digital ist die Schulbuchaktion?

Seit vielen Jahren können über die Schulbuchaktion zu den gedruckten Büchern auch E-Books bestellt werden. Inzwischen gibt es – sofern vorhanden – das E-Book gratis zum gedruckten Buch dazu. Seit dem Schuljahr 2022/23 kann erstmals auch das E-Book bzw. das E-Book+ ohne das dazugehörige gedruckte Buch bestellt werden.

„So schön es auch ist, ein E-Book zu haben, das das Schulbuch 1:1 digital abbildet, oder ein E-Book+, das dieses Schulbuch noch mit zusätzlichen Videos, Audios, interaktiven Übungen & Co anreichert: das sind noch nicht die Produkte, mit denen wir die Chancen der Digitalisierung voll ausschöpfen“, weiß Maximilian Schulyok. „In Zukunft werden wir rein digitale Medien haben, die den gesamten Lehrplan abdecken und gerade dadurch, dass sie nicht vom gedruckten Buch aus gedacht sind, noch viel mehr können als ein E-Book+ heute. Wir werden auch verschränkte digitale und analoge Lehrmittel haben, die zusammen den Lehrplan abdecken.“ Solche Produkte können aktuell noch nicht über die Schulbuchaktion angeboten und bezogen werden. Maximilian Schulyok fordert daher, dass im nächsten Schulbuchvertrag diese Möglichkeit geschaffen werden.

„Das wirft natürlich einige Fragen auf, die geklärt werden müssen: Wie können digitale Produkte qualitätsgesichert werden? Welche Vorgaben für Datenschutz und Barrierefreiheit soll es geben? Was ist hinsichtlich Urheberrecht zu beachten? Und wie stellen wir bei digitalen Lizenzmodellen sicher, dass Lehrkräfte nicht mitten im Schuljahr ohne Materialien dastehen, weil der Anbieter in den Konkurs gegangen ist und die Zugänge nicht mehr verfügbar sind? Vor allem aber: Wie schaffen wir einen zentralen Einstiegspunkt für die Materialien aller Anbieter mit einem öffentlich gemanagten Login, damit sich Schüler*innen wie Lehrer*innen nicht zahllose Passwörter merken müssen? Das sind aber alles Fragen, die sich lösen lassen. Wir sind in guten Gesprächen mit den Ministerien, Konzepte liegen auf dem Tisch und warten auf Umsetzung“, erklärt er.

Wie viel Geld steht zur Verfügung?

Wie viel Geld pro Kind im Rahmen der Schulbuchaktion zur Verfügung steht, ist stark von der Schulform abhängig. In der Volksschule gibt es pro Kind 55 Euro, in der Mittelschule und AHS-Unterstufe 105 Euro und in der AHS-Oberstufe 190 Euro. In den höheren Schulstufen ist das Budget höher, weil der Stoff umfangreicher wird und es mehr Fächer gibt, für die Schulbücher benötigt werden. Für Religion bzw. Ethik steht es ein zusätzliches Budget zur Verfügung. In den meisten Schulformen gibt es außerdem ein gesondertes Budget für digitale Unterrichtsmaterialien.

Wie viel kostet eigentlich ein Schulbuch?

Schulbücher aus der normalen Schulbuchliste kosten durchschnittlich 17,56 Euro. Der genaue Preis ist jedoch wesentlich von Schulform abhängig: Bücher für Volksschule und Mittelschule kosten gut zehn Euro, Bücher für die AHS-Unterstufe rund zwölf Euro und solche für die AHS-Oberstufe durchschnittlich über 17 Euro. Pro Kind gehen sich also durchschnittlich fünf (in der Volksschule) bis zehn oder elf (in der AHS-Oberstufe) Bücher aus. Dies ist jedoch stark davon abhängig, was bestellt wird: Während etwa reine E-Books preisgünstiger sind, kosten gedruckte Bücher mit inkludiertem E-Book+ (das weitere Inhalte wie Video- und Audiodateien bereitstellt) oder zusätzliches Material aus der Anhangliste im Durchschnitt mehr als ein klassisches Schulbuch.

Für die verschiedenen Schulformen und Fächer gelten jeweils vom Ministerium festgelegte Preisobergrenzen. „Für uns Bildungsanbieter werden die festgelegten Preise zunehmend zum Problem. Während unsere Kosten für Papier, Energie und Logistik extrem steigen – weit stärker als der allgemeine Verbraucherpreisindex –, dürfen wir unsere Preise um keinen Cent erhöhen“, betont Maximilian Schulyok.

485 Millionen Schulbücher seit 1972

Seit 1972 werden Schüler*innen in Österreich im Rahmen der Schulbuchaktion kostenlos mit den benötigten Unterrichtsmaterialien ausgestattet. Etwa 485 Millionen Schulbücher wurden seitdem verteilt; das Gesamtbudget beträgt seit dem Start der Schulbuchaktion akkumuliert rund 4,1 Milliarden Euro. Die bewährten Grundpfeiler der Schulbuchaktion sind ein breites Angebot, Wahlfreiheit und Qualität. Alle Schulbücher, die im Rahmen der Aktion bestellt werden können, sind durch vom Ministerium bestellte Begutachtungskommissionen in Hinblick auf Qualität und Lehrplankonformität geprüft.

Warum nicht das Bildungsministerium die Schulbücher finanziert

Man könnte meinen, für die Finanzierung von Schulbüchern sei das Bildungministerium zuständig? Das stimmt aber nicht ganz. Die Schulbuchaktion wird nicht nicht, wie man erwarten könnte, über das Bildungsministerium finanziert. Sie ist im Familienlastenausgleichsgesetz (FLAG) gesetzlich geregelt, die Finanzierung erfolgt aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF). Schließlich werden durch die kostenlosen Schulbücher Familien finanziell entlastet. Damit ist die Familienministerin bzw. das Bundeskanzleramt für die Finanzierung, Organisation und den Ablauf der Schulbuchaktion verantwortlich. Das Bildungsministerium ist aber auch beteiligt. Es koordiniert die Approbation der Materialien und ist zuständig für alles, was mit Lehrplanerfordernissen, Pädagogik und Didaktik zu tun hat. Entscheidend ist: Obwohl die Schulen die Materialien auswählen und bestellen, gehören diese den jungen Menschen selbst und gehen ins Eigentum der Schüler*innen über. Das macht auch Sinn, denn so können sie auch im nächsten Schuljahr noch die Grundlagen des Bruchrechnens nachschlagen, ihre Englisch-Vokabeln aus dem Vorjahr auffrischen oder selbst während des Studiums noch im Österreichischen Wörterbuch Grammatikregeln oder die Schreibweise schwieriger Wörter nachschlagen. Wenn Schulen darum bitten, etwa die Schulbücher einzelner Nebenfächer am Ende des Jahres zurückzugeben, damit sie im Folgejahr wieder verwendet werden können, ist es keine Pflicht, das Buch zurückzugeben, sondern geschieht auf freiwilliger Basis.

Tags : BildungsgerechtigkeitdigitalDigitalisierungE-BookSBASchulbuchaktionSchulbuchbestellungSchulbücher