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Jahrgangsübergreifendes Lernen in Theorie und Praxis

vier coole kinder
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Einer der beiden Teilschwerpunkte der neuen Ausgabe von Erziehung und Unterricht heißt “Jahrgangsübergreifendes Lernen„. Eine Vielfalt an unterschiedlichen Beiträgen widmet sich diesem Thema und beschreibt den weiten Bogen von den theoretischen Grundlagen bis zu den Umsetzungen in der Praxis.

Um die Unterschiedlichkeit von SchülerInnen plakativ darzustellen, wird oft beschrieben, dass die Klassenbildung der SchülerInnen nach Alter als gängiges Modell und als Gegebenheit für den Unterricht der Entwicklung und dem Lernen der Individuen nicht gerecht wird. Zu groß sind die Unterschiede in ihren Entwicklungen, je jünger umso mehr.

Nicht zuletzt die Ergebnisse internationaler Vergleichsstudien zeigen, dass die Ansprüche an Individualisierung berechtigt sind und eine Herausforderung für Bildungsverantwortliche aller Ebenen darstellen, besonders aber für Lehrerinnen und Lehrer, die im Unterricht den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden wollen und sollen. Nachdem es nie eine Zeit gab, in der Schülerinnen und Schüler nicht unterschiedlich waren, hat das System Schule viel Erfahrung, aber auch immer wieder Anstrengungen zu machen, sich mit der Vielfalt, der Differenz, dem So Sein und dem Anders Sein auseinanderzusetzen und professionelle und angemessene Antworten zu finden – in Theorie und Praxis.

>> Ausgabe 2018 | 9+10 erscheint Anfang Dezember 2018.


Aus dem Vorwort von Regina Grubich-Müller

Auf der Suche nach Homogenität wurden und werden im Bereich des schulischen Lernens verschiedene Organisationsmodelle erfunden. Solche Modelle äußerer Differenzierung werden durch die Existenz unterschiedlicher Schularten, wie beispielsweise „Hauptschule“/AHS im Sekundarstufenbereich oder Sonderschulen sichtbar. Aber auch innerhalb von Schularten wurden Differenzierungsmodelle wie Vorschulklassen, Leistungsgruppen oder unterschiedliche Formen zur Beschulung von Schüler*innen mit Beeinträchtigungen eingerichtet.

Eine Form des Versuchs zur Homogenisierung schulischen Lernens schlägt sich auch in der Bildung von Jahrgangsklassen nieder. Der Fiktion folgend, dass Kinder und Jugendliche gleichen Alters auch die gleichen Lernvoraussetzungen hätten, wurden zeitliche Setzungen getroffen, innerhalb dieser Kinder in dieselbe Klasse aufgenommen werden. Dabei werden weder wissenschaftliche Erkenntnisse – besonders jene aus der Zwilligsforschung – noch die Tatsache berücksichtigt, dass trotz der getroffenen zeitlichen Setzungen für die Aufnahme in die gleiche Klasse aus verschiedenen Gründen Altersunterschiede der
Schüler*innen bis zu 3 Jahren innerhalb der gleichen Jahrgangsklassen auftreten können. Wenn die Dimensionen von Diversität beachtet und daher Heterogenität nicht nur akzeptiert, sondern als Ressource und nicht als Mangel erachtet wird, ergibt sich daraus als eine logische Konsequenz die Einrichtung von altersheterogenen Lerngruppen. Dies geschah vor nun mehr als zwanzig Jahren in Wien, als die ersten Mehrstufenklassen als altersheterogenes Organisations- und reformpädagogisches Unterrichtsmodell als Schulversuch ermöglicht wurden.

Daher widmet sich der Schlussbeitrag von Luzia Bäck und anderen Pionieren des Schulversuchs „Wiener Reformpädagogische Mehrstufenklassen“ im aktuellen Heft der pädagogischen Zeitschrift Erziehung und Unterricht zum Thema dem Rückblick auf das zwanzigjährige Bestehen dieses Modells und einem skeptischen Blick in die Zukunft, was dessen weiteres Bestehen betrifft.

>> Zum Inhaltsverzeichnis Ausgabe 2018 | 9+10


Erziehung und Unterricht

Erziehung & Unterricht ist DIE pädagogische Zeitschrift in Österreich. Sie informiert über neue Entwicklungen im österreichischen Bildungswesen, bringt Schwerpunkte zu wichtigen bildungspolitischen Themen, bietet nützliche Informationen für die erzieherische Arbeit und setzt sich mit aktuellen Fragen der Schule auseinander.

Tags : 2018Erziehung und UnterrichtPädagogikZeitschrift