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Innovieren in Schule und Unterricht – wie geht das?

Innovation bedeutet Veränderung und bedeutet auch, Routinen, Gewohntes, Vertrautes zu verlassen und sich dem Neuen zuzuwenden. Die aktuelle Ausgabe der pädagogischen Zeitschrift Erziehung und Unterricht widmet sich dem Thema „Innovieren in Schule und Unterricht“ und betrachtet es aus unterschiedlichen Perspektiven.

Schule ist der Ort des Lernens und der Entwicklung, gleichzeitig ist Schule aber auch der Ort des Bewahrens und der Weitergabe von Tradition. In diesem Kontext wird Innovation als Chance begriffen und gleichzeitig auch als unliebsame Anforderung empfunden. Nicht immer werden Veränderung und Weiterentwicklung als willkommene Gelegenheit gesehen, sondern werden oft als Störung und Zumutung empfunden: Schon wieder etwas Neues! Im Angesicht der Erkenntnisse von Wissenschaft und Forschung in einer sich rasant verändernden Welt, entstehen legitime Ansprüche an Schule und Unterricht, an Lehrerinnen und Lehrer, an Schulleiterinnen und Schulleiter, Schul- und Unterrichtsentwicklung systematisch voranzutreiben.

Ausgabe 2019 | 3+4 von Erziehung und Unterricht (>> Zum Inhaltsverzeichnis) soll nun „Innovieren“ aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten, gelingende innovative Praxis beschreiben und ermutigen sich auf jene Entwicklungen einzulassen, die das Lernen der Schülerinnen und Schüler an einer qualitätsvollen Schule unterstützen.

>> Leseprobe: Strategien der Klassenführung optimieren von Barbara Pflanzl und Elisabeth Seethaler


Aus dem Vorwort von Petra Hecht und Ulrike Lichtinger

In der Dichte der Aufgaben von Lehrpersonen – zu unterrichten, zu erziehen, zu beurteilen, zu beraten und zu begleiten – gerät die Anforderung zu innovieren schnell ins Hintertreffen. Nach Schulentwicklung gefragt, hört man durchaus Stimmen, die sie als „zusätzlichen Mehraufwand“, „sinnlosen Aktionismus“ oder „Verordnung von oben“ bezeichnen. Über SQA und QIBB wird in der Tat „von oben“ auf die Weiterentwicklung von und an Schulen großes Augenmerk gelegt und es stellt sich natürlich die Frage, wie Schulentwicklung so gestaltet werden kann, dass sie als echter Mehrwert für alle Akteure im System wahrgenommen und erlebt werden kann.

Illustration: neyro2008 / Thinkstock

Innovationen wollen erneuern (lat. innovare) oder verändern, meist mit dem Ziel eine Lösung für ein bestehendes Problem zu finden und eine Wendung zum Positiven herbeizuführen (Kimmelmann, 2010). Dies bedeutet, dass vertraute Wege verlassen und neue beschritten werden müssen. Innovative Lösungen formulieren somit Herausforderungen, die zukunftsorientiert und weniger erfahrungsbasiert angegangen werden können (Schratz, 2017). Wer innovativ sein will, braucht also den Mut, neue Wege einzuschlagen, gepaart mit dem dringlichen Wunsch nach Veränderung.

„Nur wer etwas selbst macht, kann von einer Woge der Begeisterung getragen werden.“ (Rolff, 2016)

Das Verfolgen von innovativen Wegen im Rahmen von Schule als Lern- und Lebensraum (BMBWF, 2018) mit dem Ziel die Schul- und Unterrichtsqualität zu heben, stellt eine besondere Herausforderung dar, da diese Prozesse im Kollektiv gestaltet werden wollen. Historisch gewachsen und systemisch verankert, bedeutet dies nicht selten, Entwicklungsmotoren in ihrer Geschwindigkeit zu drosseln, Beharrungskräfte zu überwinden, Glaubenssätze aufzuspüren (Schratz, 2017) und Implementationsproblemen proaktiv zu begegnen. Schulen müssen sich dabei erst „ihrer je eigenen Entwicklung bewusstwerden und ihre Geschicke zunehmend in die eigenen Hände nehmen können“ (Rolff, 2016, S. 40). Im Rahmen von Schulentwicklungsprozessen neue Wege zu erschließen macht daher das Erkennen habitualisierter Handlungsroutinen genauso erforderlich wie das Erkennen gemeinsamer Bedarfe und das Ausloten von möglichen Handlungsspielräumen. Prioritäten müssen gesetzt und neue Lösungsoptionen erschlossen werden (Kimmelmann, 2010).


Erziehung und Unterricht

Erziehung & Unterricht ist DIE pädagogische Zeitschrift in Österreich. Sie informiert über neue Entwicklungen im österreichischen Bildungswesen, bringt Schwerpunkte zu wichtigen bildungspolitischen Themen, bietet nützliche Informationen für die erzieherische Arbeit und setzt sich mit aktuellen Fragen der Schule auseinander.